Elena Petrovna Fischer

Elena Petrovna Fischer

 Seit wir im Hotel angekommen sind, regnet es. Der Regen hat zwar dafür gesorgt, dass die laute Musik der Kinderbespaßung auf dem Nachbargrundstück zu später Stunde abgestellt wurde. Dafür sieht heute Morgen die Umsetzung unseres Plans, endlich mal wieder etwas für die Beinmuskulatur zu tun, nicht gut aus. Regen ist eine Sache, aber zu einem Aussichtspunkt zu wandern, um dann in die tief hängenden Wolken zu schauen, ist dann doch nicht das, was wir uns für den heutigen Tag vorgestellt haben. Schade, aber da es auch nach dem Frühstück nicht aufgehört  hat, legen wir unsere Wanderpläne auf Eis und beschließen, in einem anderen Leben dem Stolby-Nationalpark bei Krasnojarks im Rahmen einer Kreuzfahrt Richtung Nordmeer auf dem Jenissei noch einmal einen Besuch abzustatten.

Also auf zu einer Stadtbesichtung im Regen von Krasnojarsk, ebenfalls bis in die 90er eine geschlossene Stadt für Ausländer mit vielen, die Umwelt belastenden Industriebetrieben (z.B. eine der größten Aluminiumhütten weltweit), aber auch mit reizvoller Lage an den Ufern des Jenissei.
 
An die Kulturbeflissenen unter den Lesern geben wir gern hiermit noch die wichtige Information weiter, dass Krasnojarsk die Geburtsstadt von Elena Petrovna Fischer ist, den meisten unter dem Decknamen Helene Fischer durchaus ein Begriff. Da unser Musikgeschmack etwas in eine andere Richtung geht, brechen wir angesichts dessen nicht in Jubelstürme aus und - soweit wir wissen - gibt es auch noch kein offizielles Denkmal für die Dame hier.
Wir besichtigen den Uhrenturm, den Krasnojarsker Big Ben, den Friedensplatz mit dem schönen Krasnojarsker Triumphbogen und fahren dann noch zu einem Aussichtshügel über der Stadt, auf dem die Paraskeva-Kapelle steht (die ist auch auf dem 10-Rubel-Schein abgebildet). Wir haben Glück, es hat endlich aufgehört zu regnen, und wir können den Blick über die Stadt und auf die fernen Berge genießen, in denen immer noch tiefe Wolken hängen. Punkt 12 Uhr dann - wir sind schon auf dem Rückweg zum Auto - ein ohrenbetäubender Knall, der bis ins Mark geht. Offenbar wird jeden Tag um diese Uhrzeit ein Schuß von der Kanone auf dem Kapellenhügel abgefeuert. Das war ein schöner Schreck, da wir davon überhaupt nichts wußten.
 
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Wir queren den mächtigen Jenissei auf den gigantischen Brücken in der Stadt noch mehrfach, füllen noch den Tank und dann geht's wieder weiter Richtung Ostennd Das Landschaftsbild verändert sich wenig, etwas weniger Berge, Wälder und Felder, aber immer schön im Sonnenschein. Ab und an geht ein Schauer nieder, dann zeigt sich auch mal ein Regenbogen. Wir gönnen unserer Dicken wieder mal eine Autowäsche, deren Wirkung aber nicht lange anhält. Denn unser heutiger abendlicher Stellplatz liegt an einem größeren Fluss, der Berjusa, die nur durch eine Matschpiste erreichbar ist. Es ist Wochenende, und so sind wir nicht die einzigen, die es sich am Flußufer gemütlich machen. Ein schönes Plätzchen ist jedoch auch noch für uns verfügbar, das sogar - kaum zu glauben - relativ mückenfrei ist. Wir schmeißen den Grill an, kommen fast noch ins Tanzen angesichts der lauten Musik, die vom anderen Ufer herüberschallt, als wäre sie nebenan. Im Dunkelwerden legt sich ein dicker Nebelschleier erst über den Fluß, dann über die ganze Umgebung und auch wir verschwinden ins Zelt.