Bargusin

Bargusin

Wir können nichts dafür, aber uns begrüßt erneut ein sonniger Morgen ... aber auch die Ameisen sind nicht fern ... und auch ein Bad im Baikal darf natürlich nicht fehlen, hier steigern wir uns uns und geben heute auch dem Haupthaar etwas von dem guten Baikalwasser ab. Schweren Herzens verlassen wir den schönen Strand und begeben uns wieder auf die Schotterpiste. Bald kommt uns eine Staubwolke entgegen, wir fahren langsamer und erkennen ... ups, ein Berliner Kennzeichen ... über 8.000 km entfernt von der Heimat treffen wir auf Sven und Steffi mit ihrem Hund Inka, die ein knappes Jahr unterwegs sind (www.100grenzen.de). Die Welt kann so klein sein. Wir plauschen ein wenig und dann fahren die drei auf die "heilige Nase" und wir verlassen dieses schöne Fleckchen in Richtung Bargusin-Tal. Alles Gute wünschen wir den Dreien für den weiteren Weg.
Das Bargusin-Tal erstreckt sich östlich des Baikals auf 270 km Länge, eingebettet zwischen zwei Gebirgszüge. Verschiedene Kulturen haben in dem Tal ihre Spuren hinterlassen (Russen, Juden, Burjaten, Ewenken). So finden wir hier neben russisch-orthodoxen Kirchen auch den ersten buddhistischen Tempel. Auf dem Friedhof in Bargusin, dem Hauptort des Tales, tragen viele Gräber hebräische Inschriften, die auf die jüdische Vergangenheit hinweisen.
 
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Aber auch die Naturlandschaften sind beeindruckend. Nach langer Anfahrt durch Taigawald öffnet sich das Tal und gibt den Blick auf die flache Ebene frei, im Hintergrund noch schneebedeckte Gipfel der umliegenden Berge. Die Piste führt zunächst durch Sumpflandschaft, später durch Steppenlandschaft und an Salzseen vorbei, in denen sich Kühe und Pferde abkühlen. Es gibt sogar ein "sächsisches Schloß" ... das sich als eine in dieser Landschaft recht ungewöhnliche Felsformation herausstellt, die wir erklimmen und von der man eine wunderbare Rundumsicht hat. Mittlerweile haben wir 32 Grad Celsius, und es weht ein warmer Wind, ohne den es wohl kaum erträglich wäre. Den Kühen, die durch die Dörfern ziehen, geht es kaum besser, suchen sie auch Schutz im Schatten der Bushaltestellen. Es ist ein einfaches und recht anstrengendes Leben, das hier in den Dörfern geführt wird. Am Stier-Stein, einem heiligen Stein für die Buddhisten (für uns ein größerer Fels am Straßenrand), werden wir Zeuge eines Rituals, augenscheinlich mischen sich hier buddhistische und schamanistische Bräuche. Die vielen leeren Wodkaflaschen, die herumliegen, zeugen davon, dass hier öfter um Rat und Hilfe von anderer Stelle gebeten wird (die Wodkaflaschen müssen - so lesen wir später - der Tradition wegen an Ort und Stelle verbleiben ... hmm ... Müllentsorgung mal anders?).
 
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Trotz der Hitze nehmen wir schöne Eindrücke aus dem Tal mit, das wir leider nicht in seiner Gänze befahren. Wer das tut, kommt irgendwann tatsächlich an die Grenzen der Zivilisation. Irgendwann ginge es tatsächlich auch für uns mit dem Geländewagen nicht mehr weiter, denn dann beginnt die richtige Taiga mit Flüsse von 1 m Tiefe ohne Brücken und Straßen ... das wäre eine Nummer zu groß für uns.
Die Pisten, die uns durch's Tal führen, sind ohnehin schon nicht ohne. Waschbrettpiste vom Feinsten über 100 km, Löcher so tief, dass ganze Reifen darin verschwinden, Sumpf und Matsch, unsere erste Furt, die sich als äußerst harmlos erweist ... es geht nur langsam voran ... aber was soll's, dafür sind wir schließlich hier.
 
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Am Abend finden wir uns wieder am Baikal ein ... im Kiefernwald am Strand an einem ziemlich einsamen Plätzchen ... und sehen den roten Sonnenball im großen See verschwinden.