Wir hatten einen Plan ...

Wir hatten einen Plan ...

Ein herrlicher sonniger Morgen begrüßt uns in unserem Nachtlager am See. Die warme Sonne treibt es recht früh aus dem Auto, in dem es schon zu warm wird. Nach Kühen und Schmetterlingen haben wir in der steppenartigen Umgebung neue Morgengäste, wobei wir nicht genau wissen, um was es sich handelt. Eine Art kleine Erdmännchen tummeln sich auf der Wiese neben uns, geben pfeifende Warnleute von sich und verkrümeln sich in ihren Bau, sobald wir näher kommen. Mit ein wenig Geduld bekommen wir dann doch noch gute Fotos von den kleinen niedlichen Rackern.
Jetzt nehnmen wir die letzten Kilometer bis Irkutsk in Angriff, halten unterwegs noch bei einem Mammut (natürlich kein echtes und auch keines im Permafrostboden) und beim wunderschönen Kirchenensemble in Telma. An der Angara geht es dann entlang an vielen Industriestädten, die auch heute noch durch die ansässige Alu-, Chemie- und Holzindustrie enorme Umweltbelastungen mit sich bringen.
Und dann endlich ist es soweit. Große, in Stein gehauene Buchstaben kündigen Irkutsk an, das "Tor zum Baikal", das "Paris des Ostens", das klingt vielversprechend und ist ein kleiner Meilenstein für uns auf unserer Reise Richtung Osten. Natürlich halten wir an dieser fotogenen Markierung - ungeachtet dessen, dass sie sich mitten in einer staubigen Baustelle befindet.
 
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Ab jetzt wollen wir unser Reisetempo reduzieren und noch mehr von dem genießen, was wir erleben. Nach einigem Hin und Her hinsichtlich der Gestaltung der nächsten Tage mieten wir uns erst einmal für eine Nacht im Hotel Irkutsk in Irkutsk ein, das direkt an der großen Angara liegt. Die Angara ist übrigens der einzige Abfluss aus dem Baikal, ein mächtiger Strom, der irgendwann in den Jenissei mündet.
Und bevor es zur eigentlichen Stadtbesichtung geht, haben wir noch einen Termin am Bahnhof in Irkutsk wahrzunehmen, denn ...
 
Gastbeitrag
 
... wir hatten einen Plan ...
War der gestrige Tag eher von motortouristischer Routine geprägt, sollte sich der heutige zu einem emotionalen Highlight aufschwingen. Doch der Reihe nach:
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Anschließend fuhren wir mit der Straßenbahn, welche hierzulande in Bezug auf Zustand und Personal leicht rustikal daher kommt (in jedem Wagen fährt ein(e) Schaffner(in) mit, um die jeweilige Neuzugänge um 15 Rubel zu erleichtern um dann mit wichtiger Miene eine elektronisch erstellte Quittung zu überreichen) zum Bahnhof, hatten wir doch eine virtuelle Verabredung: In der frühen Planungsphase unserer Reise sponnen wir mit Detlefs Kollegen Marco die Idee zusammen, dass dieser sich per Flug und Zug nach Irkutsk durchschlagen und uns ein paar Tage zum Baikal begleiten sollte. Konkrete Vorgehensmuster wurden entwickelt, selbst die gelbe Bank vor dem Irkutsker Bahnhof wurde zum ultimativen Treffpunkt deklariert und per Google-Street-View-Foto unter den Reisenden verteilt. Und wie das dann immer so ist, schmolz der Plan aus nichtigen Gründen auf ein virtuelles Treffen per Skype zusammen. Aber wenigstens die Bahnhofsbank sollte als letzte verbliebene Konstante Wertschätzung erfahren. So setzten wir uns nach der Bahnhofsbesichtigung (immerhin ist hier einer der wichtigsten touristischen Umschlagplätze auf der Strecke der Transsibirischen Eisenbahn) in praller Nachmittagsglut auf das auserwählte Sitzmöbel und eröffneten die Skypekonversation. Wir bekamen sogar Kontakt zu Marco und fingen gerade an zu radebrechen, als dieser plötzlich leibhaftig und mit vollem Kampfgewicht vor uns stand. OK, wir hatten uns auf die Nebenbank gesetzt, da die originale besetzt war, wir haben aber doch nie im Leben damit gerechnet, von wem ...
 
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Die Freude beiderseits war jedenfalls riesengroß und wir begannen sofort, unseren Neuzugang in die Planung für die nächsten Tage zu integrieren. Wir besichtigten zunächst noch einige kulturelle Highlights von Irkutsk und feierten das spontane Wiedersehen bei einem opulenten Abendmahl.
 
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Zum Tagesausklang spielten wir eine Runde Gepäcktetris, schließlich haben wir einen temporären Fahrgast und schummelten denselben in unser Hotelzimmer.