Die Staatsmacht

Die Staatsmacht

Am Vorabend wurde geplant wie die  vier gemeinsamen Tage genutzt werden sollen. Da eine Tour mit der Baikal-Bahn nicht in Betracht kam (Dienstags findet diese Tour nicht statt, Mittwoch ausgebucht) beschlossen wir diese Tage auf Olchon, der größten Insel im Baikal, oder auch der Perle des Baikal, zu verbringen.
Frühstück im Hotel - Tanken - Einkaufen und los zur Fähre. Olchon ist über eine Fähre erreichbar welche von 7 - 0 Uhr in kurzen Abständen fährt, die Überfahrt selbst dauert ca. 15 Min. und ist kostenlos.
Entfernung zum Ziel 245 km - und ein übereifriger Polizist.
Die Fahrt ereignete sich ereignislos. Das Tanken dauerte etwas länger weil erstmalig auch die mitgeführten Kanister befüllt wurden. Wir machten noch einen kurzen Stop an der Kasaner Kathedrale bevor wir uns durch den innerstädtischen Verkehr Irkutsks schlängelten bis wir auf der gut ausgebauten Strecke ins rollen kamen. Nach 3/4 der Strecke legten wir an einem Kafe noch einen kleinen Stop ein und nahmen eine Kleineigkeit zu uns.
Und weiter zur Fähre.
Kilometer 210 - Jelantsy - Ein Wagen der DPS, der Strassenpolizei - und zwei Polizisten die ausnahmslos alle Fahrzeuge anhalten. Das Prozedere wie immer. Ein kurzer Wink mit der "Kelle", ich halte an und lasse die Scheibe herunter, der jungere der beiden Polizisten kommt heran und sagt seinen Spruch aus dem ich nur das Wort "dokumentui" verstehe. Also reichen wir ihm zunächst unsere Pässe.
- Pässe in Ordnung
"maschina", die Fahrzeugpapiere
- Fahrzeugpapiere in Ordnung
"irgendwas was ich nicht verstehe und im allgemeinen die Frage nach dem Führerschein ist"  
- wird interessiert angeschaut  
Und dann nimmt das ganze seinen Lauf.
Er möchte das Gepäck sehen, also stege ich aus und öffne die Heckklappe. Interessierter Blick aber keine weitere Frage dazu.  Stattdessen zeigt er auf meinen Führerschein und verlangt diesen in russischer Ausführung(hatte bei keiner Kontrolle eine Rolle gespielt).  Mein internationaler Führerschein ist selbstverständlich noch gültig und ich händige ihm diesen aus, woraufhin er in diesem eher gelangweilt hin und herblättert. Anschliessend klopft er mit seiner Kelle gegen einen der Reservekanister und lässt einen Wortschwall los aus dem ich irgendwann  nur das Wort "straf" verstehe. Tatsächlich soll es in der Mongolei verboten sein Sprit in Kanister zu füllen, von Rußland haben  wir das aber noch nie gehört. Er gibt mir zu verstehen ich soll zu seinem Auto folgen. Ich sage den Mitreisendem im Auto Bescheid und folge ihm. Er wühlt aus einem Papierstapel irgendetwas vor das wie ein Formular aussieht und beginnt damit Daten aus dem Führerschein in dieses zu übertragen. Gleichzeitig tippt er auf seinem Handy herum und bemüht den Übersetzer ins englische um mir zu Erklären das das mitführen von Gepäck auf dem Dachträger in den Papieren eingetragen sein müsste. Fast hätte ich gelacht. Ich gebe ihm zu verstehen das ich das nicht glaube. Er schreibt weiter. Zwischenzeitlich gehe ich zurück zum Auto und berichte. Etwas aufgeregt und auch etwas schwankend ob der weiteren Vorgehensweise bleiben wir bei der schon vor der Abfahrt in Deutschland festgelegten Linie. Wir bezahlen keinen "Bakschisch". Ich schnappe mir unser Reisebuch mit Stift und gehe wieder zum Fahrzeug. Dereifrige Polizist schreibt weiter. Und immer wieder schreibt er Penalty auf der Tastatur seines Handys. Ich schreibe mir das Kennzeichen des Polizeifahrzeugs auf und mache ihm klar das ich seinen Namen und den Namen seines "Natschalnick", seines Vorgesetzten wissen will. Er schreibt mir zumindest seinen in das Reisebuch.
Mittlerweile ist die Höhe der "straf" mit 1500 Rubel (20Euro) taxiert. Ich wieder zurück zu unserem Auto und setze mich hinein um zu berichten, möglicherweise neu zu beschliessen. Als er mich mittels seiner Hupe und einem winken zum Polizeifahrzeug beordert steigen wir alle drei aus. Zu dritt reden wir auf ihn ein. Englisch, ein paar Brocken russisch, hilfe aus dem Übersetzer. Wir erklären ihm das wir zwischen Moskau und hier bestimmt schon 10 mal kontrolliert wurden und es gab nie ein Problem wegen des Gepäcks. Seine Antwort darauf war das jeder Bezirk seine eigenen Regelungen hat. Ich glaube ja fast alles was man mir vorlügt aber DAS? Never. In der Zwischenzeit nahm unser temporärer Begleiter Kontakt zu einem interessiert zusehendem russischem Paar auf welches auch etwas englisch sprach. Auch das Paar redete nun auf den Polizisten ein. Schliesslich teilte uns das Paar mit was wir schon wussten, wir sollten 1500 Rubel bezahlen. Auf die Frage nach dem warum lachte der junge Mann des Paares und meinte "that´s russia". Wir riefen noch "old russia" hinterher, der Polizist schrieb weiter. Innerlich hatte ich mich schon damit abgefunden hier zahlen zu müssen um am Ende die Situation nicht eskalieren zu lassen und während wir auf das fertigstellen des Protokolls warteten sagte ich dann - ganz bewusst und beiläufig und in deutsch - "Dann müssen wir das in Moskau mit dem Advokat klären".
 
Wenige Sekunden später:
 
Der Polizist fragt mich nach meinem Namen. Ich zeige auf dem Formular auf meinen Nachnamen. Er spricht mich mit dem Namen an, drückt mir die Papiere in die Hand und bedeutet mir ich solle fahren. Ein kurzer Moment Verwunderung und dann aber los bevor er es sich anders überlegt.
 
20 Minuten später ein erster Blick auf den Baikal:-) - kurz danach rollen wir auf die Fähre.
 
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Auf Olchon angekommen halten wir erst einmal an und kaufen - Postkarten. Eine Seltenheit in Russland aber hier am Baikal wohl doch "normalno".
Wir wollen am Westufer der Insel in einer Bucht einen Standplatz für die nächsten drei Nächte finden und machen uns auf den Weg. Die Piste wechselt zwischen Sand und Wellblech, wobei das Wellblech vom übelsten ist. Wir kennen Wellblechpisten von Island, aber so schlecht dann doch sehr selten. Die Piste ist so schlecht das auch unsrer Dicken übel wird. Die Leuchte der Handbremse beginnt zu blinken und es erscheint eine Meldung im Display. Kurz stehengeblieben, Handbremse gezogen, Handbremse gelöst, alles gut, weiterfahren. Wenige Kilometer weiter das gleiche Spiel. Mal schauen was sich daraus noch ergibt. Zu allem übel, das ein- und aussteigen gestaltet sich für die dritte Person schwierig, wird dabei der Hebel für die Niveau-Regulierung aus seiner Halterung gedrückt. Leider ist nach dem zurückdrücken dieser ohne Funktion:-(
 
Dennoch finden wir nach etwas längerer Suche, uns ist Zugang zum See wichtig, einen Traumhaften Stellplatz auf dem wir mit Grill und Bier den Abend geniessen.
Während das Fleisch auf dem Grill liegt schaue ich mir noch einmal den Niveau-Regler an und ich kann letzendlich die Funktion wieder herstellen.
 
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Gute Nacht