Selenga-Delta

Selenga-Delta

 

Hui ... der Morgen begrüßt uns kühl und windig. Wir stehen ja immer noch auf unserer schönen Landzunge, von drei Seiten von Wasser umgeben, wo uns der Wind so richtig schön im Griff hat. Also schnell Betten gemacht und los, winkend vorbei an Smail vor seiner Schaschlik-Bude. Das Frühstück holen wir später nach - immer noch mit Wind, aber wenigstens scheint inzwischen die Sonne - auf einer kleinen Anhöhe im Selenga-Delta mit Blick auf die weite Fluß- und Wiesenlandschaft, nebenan flüchten die kleinen Erdmännchen (welches wohl keine sind), und ein Falke (so spezifizieren wir) lässt sich auch lautstark mehrmals blicken.
Unsere Fahrt führt durch viele Dörfer im Selenga-Delta immer in Reichweite des Flusses, über den die nächste Brücke erst in Ulan-Ude führt, von dem wir noch meilenweit entfernt sind. Irgendwo soll es hier eine kleine Fähre über den Flug geben, aber dort, wo wir einen Vermerk unserer Karte haben, ist kein Schild oder sonstiger Hinweis zu erkennen, nur ein sehr holpriger Feldweg. Okay ... wir versuchen den Feldweg und und kommen tatsächlich an einem kleinen Anleger an. Die Fähre kommt gerade vom anderen Ufer - beladen mit einem LKW mit Anhänger voller Holz. Tatsächlich besteht die Fähre aus einem am Seil geführten Ponton, welches von einem kleinen motorisiertem Boot geschoben wird. Das heißt dann auch, dass an jedem Ufer das Boot wieder gedreht werden muss:-). Ein Konstrukt, welches wohl jedem TÜVer das Blut in den Adern gefrieren ließe. Unsere Dicke wird ordentlich mit Nummernschild und Gewicht in einer dicken Kladde notiert und schon geht's rauf auf die Rumpelfläche. Und schon geht's los ... gegen die starke Strömung, aber wir fühlen uns sicher und kommen auch heil am anderen Ufer an.
Weiter geht's auf der Schotterpiste, bis wir wenig später auf eine weitere Fähre stoßen (von der uns nichts bekannt war). Angezeigt wird hier eine Gewichtsbeschränkung von 3 t, diese Fähre wäre also wohl für uns ohnehin nicht möglich gewesen (aber wer weiß, wir sind schließlich in Russland ...;-). Dennoch machen wir Halt, da der Ladevorgang für diese PKW-Fähre sich doch einigermaßen interessant gestaltet. Kleinere und größere Fahrzeuge werden hin und her gelenkt, vor und zurück, zurück und vor, erst dieses Fahrzeug, das passt dort besser, dann wieder zurück, nochmal zur Seite ... es dauert eine Weile, bis alle Pkw auf dem schmalen Stück Fähre ihren Platz gefunden haben, aber alle kommen mit ...;-)
 
 
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Nach Nachmittagspause mit burjatischer Küche und Tanken fahren wir am östlichen Baikalufer entlang, an dem sich traumhafte lange helle Sandstrände entlang ziehen. Wir hätten die Qual der Wahl für unseren Übernachtungsplatz. Aber unser heutiges Ziel ist der Sabaikalski Nationalpark mit der "Heiligen Nase", einer Halbinsel im Baikal. Die Genehmigung für den Aufenthalt im Nationalpark gibt es am Parkeingang für wenige Rubel Aufenthaltsgebühr. Unsere Nachfrage bei der freundlichen Empfangsdame, ob es denn hier tatsächlich Bären gebe, wie es ein Plakat an ihrem Tresen offenbart, verneint sie lachen. Hmm ... wir sind nicht schlauer (unser Reiseführer meint, es gebe auf der Halbinsel mehr Bären als Menschen)!?
 
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Und dann findet sich tatsächlich für uns auch ein traumhaftes einsames Plätzchen am kilometerlangen Traumstrand, der von erstaunlich vielfältiger Blumenpracht bedeckt ist und dem ein paar windgeprägte Kiefern noch ein wenig Flair geben. Sehr zufrieden futtern wir unseren Räucherfisch (das war eine gute Wahl), russische Fleischerwurst (macht satt) und steigen in unsere Kiste.
Eigentlich sollte es das dann für heute gewesen sein, aber wir bekommen - eingekuschelt in unsere Schlafsäcke tatsächlich noch einmal Besuch. Im Dunkeln klopft es plötzlich heftig an unsere Autoscheibe ... von wegen, wir sind allein ...;-) Nach dem ersten Schreck folgt ein russischer Wortschwall, zwei Männer stehen im Dunkeln neben unserem Auto ... man will unsere Genehmigung sehen ... also, alles harmlos, nur etwas Aufregung vor dem Einschlafen ... die beiden sind zufrieden, steigen wieder in ihr Boot und wir hörem beim Einschlafen den Regen auf's Autodach prasseln.