Im Sommer 2017 ging es nach Russisch-Karelien


Start in Berlin, von dort nach Travemünde und mit der Fähre Helsinki. Auf dem Landweg nach St.Petersburg, weiter nach Norden bis Murmansk,anschliessend über Norwegen nach Rovaniemi. In Rovaniemi auf den Autozug zurück nach Helsinki wieder auf die Fähre nach Travemünde.

Russisch-Karelien 2017 - Dritter Tag - Helsinki - St.Petersburg

3. Tag -- Helsinki - St. Petersburg

Ankunft in Helsinki um 9 Uhr morgens. Heute soll es über die finnisch-russische Grenze gehen. "Schlaglöcher, so tief, dass LKWs bis zum Differential darin verschwinden."- "In St. Petersburg wird jedes Auto mit deutschem Kennzeichen geklaut." - "Habt ihr euch 'ne Dashcam besorgt für den Fall, dass es knallt, weil die Russen wie die Irren fahren." Solche Sätze und Berichte über Wartezeiten von 6 Stunden und mehr an der Grenze lassen unsere Anspannung mit jedem Kilometer Richtung Grenze etwas ansteigen. Wir legen vorher noch einen kurzen Stopp in Porvoo für ein Frühstück und einen kurzen Stadtbummel in der hübschen Altstadt ein, bevor es zum südlichsten der der drei möglichen Grenzübergänge weiter geht.

 

 

 

 

 

 

 

 

Als wir auf den Grenzübergang zurollen, gleich ein Fauxpas. Die Haltelinie ist nur noch für jemanden erkennbar, der genau weiß, wo sie mal gewesen ist, und ich rolle 5 m zu weit, bis mich eine energische Zöllnerin - die jedes Klischee einer russischen Amtsfrau erfüllt - auffordert, stehen zu bleiben und wieder zurück zu setzen. Das tue ich dann natürlich auch ganz pflichtbewußt, setze unser Fahrzeug zurück, stelle den Motor ab, und wir stellen uns auf 3, 4, 5 Stunden Wartezeit ein. Keine 10 Minuten später geht es allerdings schon weiter. Wir werden, zusammen mit anderen Fahrzeugen, 10 m weiter gewunken. Wir müssen aussteigen und zur Passkontrolle. Wir füllen - im Stehen und ohne jede Schreibunterlage - die Migrationskarte (die "Karte" ist ein Stück Papier) aus, zeigen unsere Pässe, bekommen beides abgestempelt und werden zum nächsten Schalter geschickt, um dort die Zollerklärung zu machen. Der Zöllner überträgt fröhlich singend (er scheint gute Laune zu haben, vielleicht geht es schnell) einige Daten aus unserer, bereits zu Hause am PC ausgefüllten Zollerklärung in ein jungfräuliches Exemplar und erklärt uns dann (auf Russisch mit etwas Englisch und viel Gestik) , was wir falsch ausgefüllt haben und dass er für den Fahrzeugbesitzer zwei gleich ausgefüllte Formulare braucht und überhaupt, was wollen wir denn mit dem Formular für den Beifahrer? - Wie war das mit der guten Laune? Aber wir sind ja gut im Rennen, bisher 25 Minuten. Wir füllen die Zollerklärung erneut aus und stellen uns wieder am selben Schalter an. Ein Motorradfahrer aus Sachsen reiht sich hinter uns ein. Er steht bereits zum dritten Mal an. Offensichtlich haben wir alles richtig verstanden. Beim zweiten Vorsprechen bekommen wir einen Aufkleber und einen Stempel auf einem der Formulare und bekommen dieses zurück - aber nun stehen unschlüssig herum. Wie geht es weiter? Ich sehe eine Zöllnerin und gehe mit unseren Papieren auf sie zu. Anscheinend die richtige Idee. Sie kommt mir entgegen und gibt mir zu verstehen, dass sie unser Gepäck kontrollieren möchte. Wir öffnen alle Türen und die Dachbox, sie geht einmal um das Auto herum. Eine Nachfrage von ihr beantworten wir mit Schulterzucken, weil wir sie nicht verstehen. Sie versucht es noch einmal, bevor sie uns dann weiter winkt. 40 Minuten. Wir fahren langsam weiter und sehen schon die nächste Schranke. Wieder die Pässe, diesmal mit Migrationskarte, vorzeigen. Die Schranke geht hoch, wir fahren durch. 45 Minuten. Wir sind in Russland.

Sofort wird die Straße schlechter. Keine Riesenlöcher, aber merklich schlechter. An der ersten Tankstelle halten wir an. Bei schönem Wetter steigen wir aus, trinken einen Kaffee, den wir mit Euro bezahlen können, und freuen uns über den schnellen problemlosen Grenzübertritt. Nach Kaffee und der ersten russischen Tankfüllung (Diesel, ca. 0,55 EUR/l) fahren wir weiter Richtung St. Petersburg, das ca. 350 km von der Grenze entfernt ist. Der Verkehr nimmt zu. Für die Russen ist die Geschwindigkeitsbegrenzung nur eine Empfehlung, und es geht allen zu langsam. Bei zwei vorhandenen Fahrspuren fahren die meisten halb auf dem Randstreifen, und es wird eine dritte Fahrspur zum Überholen aufgemacht - nicht gefährlich, aber gewöhnungsbedürftig. Wir erreichen St. Petersburg. Trotz Stau und ungewohnter Verkehrsführung finden wir unser vorgebuchtes Hotel in der Nähe des Zentrums und das, ohne in einem Schlagloch zu verschwinden oder uns jemand das Auto schon während der Fahrt unterm Arsch weg klaut ...:-). Wir checken ein, holen am nächsten Geldautomaten die ersten Rubel ab und beschließen, den Tag mit dem Besuch der Peter- und-Paul-Festung und einem Spaziergang über den Newski-Prospekt ausklingen zu lassen, wo wir im Datschniki essen, bevor wir zurück ins Hotel gehen.