Im Sommer 2017 ging es nach Russisch-Karelien


Start in Berlin, von dort nach Travemünde und mit der Fähre Helsinki. Auf dem Landweg nach St.Petersburg, weiter nach Norden bis Murmansk,anschliessend über Norwegen nach Rovaniemi. In Rovaniemi auf den Autozug zurück nach Helsinki wieder auf die Fähre nach Travemünde.

Russisch-Karelien 2017 - Sechzehnter Tag - Das Auto brennt

16. Tag -- Das Auto brennt


Nach dem Frühstück waschen wir uns im Weißen Meer. Heute soll es nach Kuzomen gehen - ein ewig langes Stück Strand mit weitläufiger Dünenlandschaft, die man so hoch im Norden kaum erwartet. Wir bewegen uns immer an der Südküste der Kola-Halbinsel entlang. Von Kuzomen nach Osten geht es nicht mehr auf geregelten Pisten oder Strassen weiter. Für uns wird das Stück dorthin eine Sackgasse werden.
Umso erstaunter sind wir zum einen über die Qualität der Straße. Wir hatten eine Piste erwartet. Statt dessen liegt eine gute Asphaltstraße vor uns - zumindest für die ersten 2/3 der Strecke. Dann hört der Teerbelag tatsächlich auf. Was uns aber noch viel mehr verwundert, sind die Unmengen an Motorradfahren, die uns aus der 100km langen Sackgasse entgegen kommen. Es gibt auf der ganzen Strecke keinen Abschnitt, auf dem wir nicht ein oder mehrere Motoräder sehen. Entweder, die, die uns noch entgegen kommen, oder eben die, die ich dann im Rückspiegel verschwinden sehe.
Unser Staunen wird noch größer, als wir am Strand von Kuzomen ankommen. In der Dünenlandschaft davor - das Fahrgefühl ist schon fast wie in der Wüste - tauchen auf einmal Häuser auf. Eine Kirche, ein Friedhof, eine Schule - ein surrealer Anblick. Das sieht nicht aus, wie eine Ansiedlung, die nur im Sommer bewohnt ist. Andererseits - irgendwie können wir uns nicht so recht vorstellen, dass hier das ganze Jahr über Menschen leben. Ein paar hundert Meter hinter dem Dorf stellen wir das Auto direkt neben der Piste ab und laufen zurück ins Dorf. Der Sand ist so weich und tief, dass Planken gelegt wurden, welche als Gehweg dienen. Wir schauen mal hier um die Ecke, mal dort. Pferde laufen frei durch das Dorf.

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Tatsächlich kommen uns auch Menschen zu Fuß entgegen, schließlich ein Fahrzeug. Wir verfolgen dieses mit den Augen und drehen uns auch danach um. Seit wir das Auto verlassen haben, sind vielleicht 20 - 30 Minuten vergangen. Doch was ist das? Als wir zurückschauen und beobachten, wo das Fahrzeug hinfährt, sehen wir eine schwarze Rauchwolke aufsteigen. Eine Rauchwolke allein macht ja Niemanden nervös. Aber diese steigt genaus in der Richtung auf, in der unser Auto steht. Auch die Entfernung stimmt. Mir schießen Berichte von abgebrandten "Discos" durch den Kopf. "Scheisse" sag ich, "Unser Auto brennt."
Wir haben alles im Auto! Geld, Telefone, Pässe, Kleidung, einfach alles. Wir laufen los und beginnen zu rennen. Im Laufen überlege ich, ob möglicherweise irgendwas vor dem Feuerlöscher liegt, der sich inm Auto befindet. Die Rauchwolke wird immer dichter, aber noch immer können wir unseren Dicken nicht sehen. Was war in der Nähe des Autos, was so brennen könnte? Da war nichts. Das kann nur das Auto sein.Wir rennen nun so schnell, dass wir das Fahrzeug, das uns eben noch entgegenkam, nun überholen. Die Lunge pfeift auf dem letzten Loch. Immer wieder müssen wir ein, zwei Schritte gehen einlegen, weil uns die Luft wegbleibt.
Irgendwann kommen Zweifel auf. Der Winkel stimmt nicht mehr so ganz. Es sieht so aus, als wäre die Rauchsäule weiter weg als der vermeintlich Standort unseres Autos. Und dann sehen wir unserem Dicken, unser Auto, ohne Rauch und ohne Flammen. Wenige Schritte später sehen wir dann auch die Quelle der aufsteigenden Rauchfahne, die 50m weiter hinter einem kleinen Hügel liegt. Später werden wir sehen, dass dort Müll verbrannt wird.
Auf den Schreck fahren wir zunächst an den Strand, um dort wieder ein wenig herunter zu kommen. Kaffee, Melone, ein bißchen Sitzen, ein bißchen spazierengehen. Vielleicht aufgrund der Situation vorher, vielleicht auch, weil es noch früh am Tag ist - wir entscheiden weiter (in diesem Fall zurück) zu fahren und uns auf der Strecke einen Standplatz zu suchen.

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