Albanien!


Ach ne. Wurde es ja dann doch nicht. Corona hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Also ging es ins Baltikum. Mehr als ein "Ersatzreiseziel".

Entlang der Memel

Die Nacht war kurz ... um 8 Uhr ist es im Zelt nicht mehr auszuhalten, denn die Sonne brennt schon. Um 10 Uhr sind es bereits 26 Grad Celsius.

Aber wir wollen nicht klagen, zu Hause scheint es heiss wie im Backofen zu werden.
Schnell ist die Markise ausgerichtet, und wir nehmen das erste gemütliche Urlaubsfrühstück ein. Kaffee, knusprige Brötchen aus dem Campingbackofen und dabei das Treiben bei den Campingnachbarn beobachten - wir sind ganz entspannt. Nach einem kurzen Plausch mit unseren polnischen Nachbarn, die etwas enttäuscht scheinen, dass wir ihre schöne Heimat mit Bergen, Masurischer Seenplatte und toller Küste nicht länger besuchen, machen wir uns noch beim Platzwart ehrlich (umgerechnet 9 Euro kostet die Nacht für zwei Personen, Auto und Zelt mit Dusche) und cruisen weiter Richtung Litauen. Es geht nun über Landstraßen, auf denen teilweise mehr Traktoren als normale Straßenfahrzeuge unterwegs sind. Die Feldarbeit ist in vollem Gange. Teilweise riesige Mähmaschinenen, aber auch ein Bauer, der sein Pferd, an das ein Pflug angebunden ist, über das Feld treibt. Im Hafen von Augustow, das mitten in der Masurischen Seenplatte liegt, die ganz sicher einen eigenen Urlaub wert wäre, muss das erste Eis der Reise her. Die Fahrgastschiffe, die auf dem Kanal unterwegs sind, sind aber auch ohne uns gut gefüllt. Im Hafen fällt es mehrfach das Konterfei von Papst Johannes Paul II. ins Auge - warum gerade hier? Hat der Superstar der Polen hier igendwann das Licht der Welt erblickt oder doch nur Weihwasser in den Augustov-Kanal getröpfelt? Das werden wir irgendwann einmal nachschlagen müssen ...
Wenig später erreichen wir Litauen - ohne Grenzkontrolle, so muss es sein ...;-)
Die Straßen werden immer ruhiger, die Störche auf den Felder und in ihren Nestern werden immer zahlreicher. Eine schöne ländliche Idylle. In Vilkija stehen wir dann vor dem sagenumworbenen Nemunas, den meisten besser bekannt als Memel. Da wir gern Fähre fahren, nutzen wir auch hier ein ziemlich betagtes Ponton für die 100m über den Fluss. Das geht so schnell, das man kaum ein beide Richtungen schauen kann und schon legt die Fähre am anderen Flußufer an. Dennoch ein Spaß und schließlich wartet am anderen Ufer das nächste Eis. Die Straße führt nun entlang des Flusses durch das Nemunas-Tal mit vielen historischen Orten. Die vielen Burgen, Schlösser und Ruinen entlang der Strecke zeugen von den vielen Auseinandersetzungen, die bereits die Kreuzritter mit den Litauern vor Jahrhunderten führten. Im Schloß Raudone machen wir einen Besichtungsstop. Ein kurzer Weg führt durch einen kühlen Wald und liegt die schöne rote Ziegelsteinburg vor aus. Und noch besser - unser Abendessen ist gesichert - nach 20 Minuten liegt ein Schaschlik mit Salat auf unserem Teller.

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Fahrt geht weiter entlang der Grenze zum russischen Kaliningrader Gebiet. Schließlich erreichen wir das Nemunas-Delta. Ein Natur- und Vogelparadies für Ruhesuchende wird es im Reiseführer beschrieben. Jedoch scheitern sämtliche unserer Versuche, hier ein Plätzchen für die Nacht zu finden. Volle Campingplätze, ein Volksfest (zu Corona-Zeiten?) und auch die Flußufer sind überall schon von anderen belegt. Die Suche dauert länger als uns lieb ist. Dafür bietet sich uns in dieser Dämmerungszeit die volle Vielfalt des hiesigen Tierlebens. Echt ein Elch, der uns da über den Weg läuft - kaum zu glauben, aber der scheint fast mit uns zu spielen als wir über die Wiese humpeln. Erst läuft er ein paar Meter weg, um sich danach wieder umzudrehen und auf uns zuzulaufen. So geht das ein paar Momente ... leider beschert uns das keinen Nachtplatz. Als wir uns entschließen, noch ein paar Kilometer bis ans Kuhrische Haff zu fahren, die nächste Überraschung. Fast hätte es einen Fuchs erwischt. Ein paar Kilometer weiter - es ist schon dunkel - tappert ein Biber ganz gemütlich über die Straße und hinterlässt eine nasse Spur.
Am Ende des Tages erreichen wir einen kleinen Picknickplatz genau am Haff ... wir sind zwar nicht ganz allein, aber es ist ruhig und es reicht uns dann ja auch. Natürlich beschließen wir diesen schönen Tag noch mit einem Bierchen, lassen die Erlebnisse Revue passieren, uns von ein paar Mücken picken und fallen dann in unsere Autokoje ...
Ach ja ... wir schlafen schon eine Stunde früher ... schließlich haben wir eine Stunde Zeitverschiebung.