Ein Sack Steine
"Als Gott mit der Schöpfung der Erde fertig war, hatte er einen Sack Steine übrig und leerte ihn hier." Das "Hier" ist die Mani, der Mittelfinger des Peloponnes und für manche der schönste, weil vom Massentourismus noch weitestgehend verschont. Die archaische Halbinsel ist geprägt von hohen Bergen – nackt, felsig, teilweise unzugänglich. Die Dörfer sind klein, teilweise fast menschenleer – und überall die markanten steinernen Wohntürme, die an frühere blutige Familienfehden in der stets umkämpften Region erinnern.
Natürlich finden sich auch hier einsame wunderschöne Sandstrände (an einem finden wir ein sehenswertes Schiffswrack) und zum Teil auch dichte Wälder, aber diesen Landesteil nehmen wir doch als etwas Besonderes wahr.
Unser Weg führt uns bis an die südlichste Spitze der Halbinsel, über immer kleiner werdende Straßen, in Serpentinen geht es durch die felsige Landschaft bis … ja wieder einmal bis an eines der Enden der Welt. Am Ende wartet ein Leuchtturm, allerdings scheuen wir bei der Hitze den Fußmarsch dorthin. In der Umgebung des Parkplatzes finden wir jedoch auch eine kleine Bucht mit herrlich klarem Wasser und ein Bodenmosaik, noch gut erhalten von einem antiken Totenorakel für Poseidon.
Vathia ist eines der Dörfer, die so typisch für die Mani sind. Viele steinerne Wohntürme prägen das Bild, die meisten verlassen, doch in einigen regt sich etwas ; so mancher Grieche scheint sich der Vergangenheit zu besinnen und baut sich sein Heim in den alten Gemäuern, in deren finden sich Ferienwohnungen, an anderen Türmen ist der Verfall nicht mehr aufzuhalten.
Auch wir versuchen, einen solchen alten Wohnturm für die Nacht zu erobern – unsere Versuche scheitern aber vermutlich an den coronabedingten Schließungen doch so mancher Gastwirtschaft. Am Ende landen wir in einer anderen ansprechenden Unterkunft, dem Ippola Boutique Hotel – Zimmer mit Meerblick und Natursteinwänden in einem winzigen Dorf.
Mit nur einer Taverne – die eigentlich nur die Terrasse einer einfachen Familie ist. Eine Karte gibt es nicht, nur ein Gericht und auch nur Wasser oder Bier. Wir nehmen, was auf den Tisch kommt – zwei grätige Fische – ein einfaches Mahl in einfachster Umgebung, das uns aber gerade deshalb in Erinnerung bleiben wird.