Nach Osten
Ohne große Pläne machen wir uns am nächsten Morgen auf den Weg. Das Wetter ist weiterhin recht wechselhaft, aber die Richtung ist klar, weiter nach Osten, denn es bleiben nur noch zwei Tage, bis die Fähre von Newcastle zurück nach Amsterdam geht. Am Laggan Staudamm machen wir einen kurzen Stop, der Stausee ist fast völlig leer, obwohl die Sommerhitze und Trockenheit, die in ganz Europa in diesem Sommer wieder herrschte, Schottland eigentlich verschont haben soll. EIne alte General-Wade-Military Road führt uns noch einmal tief in die Bergwelt hinein. Leider sind diese alten Straßen oft nicht mehr für den öffentlichen Verkehr freigegeben, zu aufwendig ist vermutlich deren Instandhaltung. So haben wir die schmale einsame Straße entlang des hier noch sehr schmalen und flachen Spey-Rivers. Und auch für uns ist in Melgarve Schluss. Da gerade Regenpause ist, schlendern wir ein paar Meter herum und fahren etwas später die schöne Strecke wieder zurück.
In Blair Atholl haben wir Glück, um 15:30 (!) gibt es den letzten Kaffee in der Wassermühle, nach uns werden die Pforten geschlossen (warum auch immer so früh). Für etliche weitere Kilometer Richtung Ostküste sind wir leider auf die Autobahn angewiesen, die als einzige Verbindung durch die Bergwelt führt. Das ist echt schade, denn die Berge rundherum würden es sich lohnen, ständig anzuhalten. So bleibt nur ein kurzer Stop an der Dalwhinnie Distillerie.
Am Abend erreichen wir St. Andrews. Für manchen ist die Stadt heiliger Boden, denn in dieser Kleinstadt befindet sich die Wiege des Golfsport mit dem ältesten Golfclubhaus und dem Old Court, dem wohl berühmtesten Golfplatz der Welt. Die große grüne Wiese direkt am Meer wirkt auf uns allerdings recht unspektakulär. Ein Blick durch die Fensterscheiben des royalen Clubhauses ist möglich, doch zu sehen sind nur viele ältere Männer beim Bier. Die hiesige Universität hatte übrigens zwei berühmte Studenten. Prinz Willliam und seine Kate hatten sich auf der Uni kennengelernt. Insgesamt macht St. Andrews mit seinen vielen alten Gebäuden und der Ruine der Kathedrale aber einen sehr angenehmen Eindruck, die durchaus auch einen längeren Aufenthalt zu lohnen scheint. Unser Ziel sind jedoch die kleinen Küstendörfer ein paar Kilometer weiter südlich.
Ein Stellplatz mit dem Zelt ist leider nicht ganz einfach zu finden und ein Hotel mit einem verfügbaren Zimmer schon gar nicht, es gibt zwar jede Menge Caravan-Plätze, mit dem Zelt kommen wir aber nur auf einem Bauernhof, auf der Bunkhead Farm, unter. Hier schwingt die nette Carol das Zepter, und wir fühlen uns wohl. Vor der Kartoffelsuppe geht’s erstmal noch direkt übers Feld – wo noch etliche lose Kartoffeln herumliegen - runter zum Strand, wir merken, dass die Tage inzwischen kürzer werden und es eher dunkel wird.